Michaelihaus

Wir sind eine kleine Erziehungsstelle mit überschaubaren vier Plätzen für Mädchen und Jungen im Alter ab 3 Jahren. Was können wir nun besonders gut und was eher nicht? Wir sind quasi eine Art ‚professioneller Pflegefamilie‘, kein Heim im Schichtdienst. Es kommt auch kaum Entlastung von außen hinzu, was für uns ein unmittelbares Zusammenleben mit den Kindern, an allen Tagen des Jahres bedeutet. Daraus ergibt sich geradezu die Notwendigkeit, dass die Kinder in der Lage sein müssen, sich auf ein familiäres System einzulassen. Junge Menschen, während der Adoleszenz können dies eher nicht, sie streben aus jedem Familiensystem heraus, wollen sich in Abgrenzung dazu erfahren. Jugendliche sind insofern deutlich besser in eine Wohngruppe einzubinden, welche durch Schichtdienst geprägt ist.

Wir verstehen uns als familienanaloges Modell, leben gemeinsam unter einem Dach, teilen uns einen Tisch, wollen Nähe leben, gepaart mit professioneller Distanz. Diese Distanz erreichen wir durch verbundinterne fachliche Beratung und vor allem durchexterne monatliche Supervision. Schule, Berufsvorbereitung und Berufsausbildung sind uns äußerst wichtig, deswegen leben wir enge Kontakte zu diesen Institutionen und unterstützen die Kinder, bzw. Jugendlichen in ihren Bedarfen. Stärken wollen wir entdecken, aufgreifen, fördern; freie Zeit (Freizeitverhalten) wollen wir bewusst erleben und planvoll gestalten. Elektronische Medien spielen bei uns eine eher untergeordnete Rolle; die Gesundheit und die körperliche Entwicklung wollen wir fördern durch viel Bewegung (mit dem Rad fahren, auch Reiten), durch Sportarten im TUS e.V. und bewusste (biologisch-dynamische) Ernährung.

Darüber hinaus konnten wir erfahren, dass wir in all den Jahren Kindern mit emotionaler Deprivation besonders hilfreich zur Seite stehen konnten, dazu gehören auch Kinder, die unterschiedliche Formen der Gewalterfahrung machen mussten, wozu auch der sexuelle Missbrauch zählt. Unsere Stärke lag in der geschlechtsspezifischen Betreuung von Mädchen, wenngleich wir immer auch Jungen betreuten, aber es scheint doch so, dass unsere Art zu sein, den Mädchen bessere Resilienzoptionen zur Verfügung stellt, als den Jungen – ein subjektiver Eindruck.

Auf Grund unserer anthroposophischen Orientierung, sind wir für Kinder eine Art Ruhepol im Sturmglas des Lebens, unsere rhythmische Perspektive im Tages- und im Jahreslauf sorgt für stetig wiederkehrende Erfahrungen und vermittelt Sicherheit.